Ein denkmalgeschütztes Gebäude in Ludwigsburg wird zum Vorzeigeprojekt in Sachen Klimaschutz und Energieeffizienz. Im Interview berichtet Dr. Eberhard Klünder, Inhaber der Markt-Apotheke, warum er und seine Frau Dr. Edith Klünder auf Fernwärme umgestiegen sind – und welche Überlegungen und Hürden es dabei gab.
Herr Dr. Klünder, Ihr Haus gehört zu den ältesten in Ludwigsburg und gilt jetzt als eines der klimaschutztechnisch modernsten. Wie kam es dazu?
Ja, das stimmt, das Haus hat eine lange Geschichte. Sein Baujahr wird auf 1721 datiert, aber ich wollte es energetisch fit für die Zukunft machen. Es kamen beispielsweise zwei Solaranlagen aufs Dach. Seitdem beziehen wir von Mai bis September praktisch keinen Strom mehr aus dem Netz. Zudem nutzen wir für Medikamentenauslieferungen ein E-Auto und auch privat fahren wir elektrisch.
Haben Sie verschiedene Heiztechnologien geprüft?
Ja, ich habe lange überlegt und von Pellets bis hin zur Wärmepumpe alle Möglichkeiten gedanklich durchgespielt. Aber bei dieser Gebäudegröße wäre eine Wärmepumpe zu groß und auch die Anlieferung mit einem Kran zu aufwendig gewesen. Zudem wäre auch die Technik und Wartung der Wärmepumpe sehr teuer geworden. Ich habe mich daher an die SWLB gewandt und bekam die Auskunft, dass geplant ist, am Marktplatz ein Fernwärmenetz zu verlegen.
Wie aufwendig war die Umstellung im Bestand?
Auf rund 1.400 Quadratmeter Nutzfläche gibt es eine Apotheke, fünf Arztpraxen und unsere Wohnung. Die Heizungen waren veraltet, die Thermen bis zu 30 Jahre alt. Mit den verschiedenen Etagenheizungen war die Umstellung für uns sehr aufwendig, da wir alle separaten Heizkreisläufe zusammenfassen mussten. Letztendlich war es nur möglich, weil wir in den alten Kaminschächten Steigrohre für warmes Wasser verlegen konnten.
Was hat das alles gekostet?
Ich rechne mit Investitionskosten von rund 150.000 Euro. Das war eine bewusste Investition in die Zukunft. Bei einigen stieß unsere Entscheidung auf Unverständnis, denn bei einer langfristigen Investition darf man die Wirtschaftlichkeit nicht außer Acht lassen. Zwar ist der reine Verbrauchspreis bei Fernwärme aktuell deutlich höher als bei Gas, aber dank der guten Förderkulisse und dem wartungsfreien Rundum-sorglos-Paket bekomme ich ein fertiges Produkt geliefert, das bereits heute sämtliche gesetzlichen Auflagen erfüllt. Ich bin überzeugt, dass sich diese Investition langfristig auszahlt.
Was motiviert Sie persönlich?
Ich will möglichst wenig fossile Brennstoffe verbrauchen. Und ich finde es stark, dass die Ludwigsburger Fernwärme dank des neuen Blockheizkraftwerks Waldäcker III schon heute zu einem Großteil aus erneuerbaren Quellen kommt. Ich rechne weit in die Zukunft und sehe das Vorhaben als eine Investition in die Zukunft, die sich in wahrscheinlich zwanzig Jahren auszahlt. Die Anzahl der Gaskunden wird abnehmen und der Gaspreis dadurch steigen. Aber auch der zunehmende CO2-Preis wird sich für Erdgas- und Erdöl-Kunden bemerkbar machen. Wir hoffen, dass die Politik ihre Entscheidungen nicht irgendwann wieder rückgängig macht und dass die SWLB ihren Fernwärmekunden immer einen vergleichsweise guten Preis anbieten kann.


